Scharfe Kurven, Dicke Dinger 30. 4. 2023 (Bericht)

Tourdatum: 30. April 2023
Wetter: 17°C mit Wolken und Sonne
Dach offen: 100%
Strecke: 186km
maximale Höhe: 568m
Höhendifferenz erklommen: 4591m

Auf Grund des Feiertages ergab sich die Möglichkeit, im Nachgang zu Hanami noch einen weiteren Tag anzuhängen. Gesagt, Getan.

Seit dem Vorabend setzte schon das Kribbeln ein, wie an der Risiko-Bar des SunMoon durchsickerte, dass wir auf der Tour zum Sagen-umwobenen Stuten-Denkmal fahren. Geschichten wurden erzählt, von Reitstunden, vorliebende Gangarten und einem persönlich bekannten Stuten-Zureiter.

Doch zuerst das Programm, um dem Namen gerecht zu werden. Auch im Norden Stuttgarts gibt es ein paar nette scharfe Kurven, denen wir uns freudig annahmen. Nach einer kurzen Strecke den Neckar entlang, bogen wir ab Poppenweiler – der Name leitet sich vom mittelalterlichen Vornamen Boppo ab, dem Leitnamen der Grafen von Lauffen – nicht was ihr so denkt – nach Affalterbach und Kirchberg an der Murr in ein Kurven-Eldorado ein, was über Burgstetten und bis vor Aspach genau so weiter ging. In Oppenweiler war da erst einmal eine kleine Erquickung in der coolen Bäckerei Übele angesagt – nicht dass der einen oder anderen Beifahrerin noch übel wird.

In der Folge wollten wir es mit einem weiteren Kapitel des Autowandern versuchen, was jedoch durch gezielt positionierte «an Sonntagen verboten» Schilder verhindert wurde. So fuhren wir die Serpentinen nach Ittenberg hinauf, doch – weil die Strecke über den Eschelhof eben Sonntags gesperrt ist – auch gleich wieder hinunter. Uns blieb immerhin ein kleines Stück Wandern südlich von Murrhardt, wo wir auch schon mal der Idyllischen Strasse gewahr wurden.

Nachdem beim Kaffee zuvor die Verwunderung ausgedrückt wurde, warum es diesmal derart verhalten vorwärts ginge, zogen wir über Gallenhof, Lutzenberg und nach Klaffenbach doch etwas vom Leder, nur um uns schliesslich den zweiten Teil des Motto zuzuwenden: Dicke Dinger.

Diese stehen, in der einfachsten Form des Zugangs, am südlichen Ende von Welzheim als Park mehrerer Wellingtonien.

Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum), gelegentlich auch Wellingtonie genannt, ist an den Westhängen der Sierra Nevada in Kalifornien beheimatet.

Außerhalb seiner heutigen Heimat ist der Riesenmammutbaum inzwischen durch Pflanzung weltweit verbreitet. In West- und Mitteleuropa wird er seit Mitte des 19. Jahrhunderts als weitgehend winterharter Parkbaum angebaut. Zu den ältesten in Deutschland stehenden Riesenmammutbäumen zählen die Einzelexemplare im Staatspark Fürstenlager und im Schlosspark Altenstein, jeweils als Element eines frühen englischen Landschaftsgartens. 

König Wilhelm I. von Württemberg (1816–1864) ließ kurz vor seinem Tod noch Samen nach Württemberg importieren. Gerüchten zufolge gab es bei der Bestell-Menge eine Verwechslung und es wurden viel viel mehr Samen geliefert als ursprünglich gedacht.

Es wurden in der sogenannten Wilhelma-Saat 5000–8000 Exemplare herangezogen, von denen noch 35 Exemplare im Mammut-Wäldchen im zoologischen Garten Wilhelma in Stuttgart stehen. Weitere Exemplare aus dieser Saat wurden im ganzen Südwesten Deutschlands verteilt gepflanzt. Jeder, der nett zum König sein wollte, pflanzte so einen Baum. Davon waren 2014 noch mindestens 132 Exemplare erhalten.

Nach einer Runde kuscheln mit den Dicken Dingern ging es nur ein paar Schritte zum neu eröffneten Welzheimer Biergarten gleich bei der Station Tannwald der Schwäbischen Waldbahn.

Wohl gesättigt brechen wir für die Rückfahrt auf, welche uns nun öfters auf der Route der Idyllischen Strasse entlang führt. Sie ist eine seit 1967 bestehende, 130 km lange Ferienstraße im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Der Name der Straße leitet sich vom Charakter der durchfahrenen Landschaft und der naturnahen Streckenführung ab, die meist durch relativ schwach besiedelte Gebiete führt. In Sulzbach an der Murr halten wir kurz am Schwabenbräu an.

Unterhalb Jux fahren wir durch das schöne kleine Tal der Winterlauter und wählen von Nassach nochmal etwas Nebenstrasse bis Völkleshofen – alle Orte mit Segelflugplätzen sind in der Regel gute Ziel auf einer Cabrio-Tour.

Nun ist es noch ein kurzer Sprung über den Neckar nach Freudental, wo im Hinterland das Stutendenkmal steht.

Die Schimmelstute Helene, die König Friedrich I. von Württemberg besonders ans Herz gewachsen war, wurde im Frühjahr 1812, im stattlichen Alter von 27 Jahren, plötzlich krank. Auch die bedeutendsten Tierärzte, die herbeigerufen wurden, konnten die Stute Helene nicht mehr retten. Das geliebte Tier starb kurz nach seiner Erkrankung.

König Friedrich ließ daraufhin am Freudentaler Wald ein Grab ausheben und das Pferd nach zwei Tagen zu Grabe tragen. Die ganze Hofdienerschaft mußte dabei sein, und der verendeten Stute wurden auf Befehl des Königs militärische Ehren erwiesen. Auch einen Grabstein ließ der Fürst für die letzte Ruhestätte der Stute Helene anfertigen.

Später ließ König Wilhelm I. den Grabstein entfernen, worauf er von einem Bauer aus Löchgau gekauft wurde. Er verwendete den Stein als Torpfosten an seiner Hofeinfahrt, wo der Stein noch bis 1961 stand. Die Gemeinde Freudental kaufte den Stein, ließ ihn restaurieren und an seinem heutigen Standort am „Stutenweg“ aufstellen.

Beim tiefen Gedenken an die Stute und ihrem Reiter wird uns auf einmal ganz anders.

Wie gut, hat es gleich neben dran auch noch einen sehr populären Hofladen mit Eiscreme, welche weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Wir verbringen hier etwas gemütliche Zeit beim Schlemmen bis die Sonne sich langsam senkt. Zeit, in das Abendprogramm über zu führen!