Kinder des Lichtes – 6. Oktober 2024
Vom letzten Kinky am Arlberg hatten wir die Silvretta Bielerhöhe auslassen müssen. Der Weg war uns sowohl durch den grossen Erdrutsch am Arlberg und auch auf der Hochalpenstrasse selbst versperrt. Durch eine Laune im Herbstwetter eröffnete sich eine Möglichkeit zum Nachholen.
Start war von der Hohen Lust in Lutzenberg weg, zuerst zum Aufwärmen über das Appenzell. Aufwärmen im doppelten Sinn, denn nicht nur das Auto konnte sich anwärmen und die Reifen einen Grip entwickeln. Auch der Silvretta wurde so nach den kalten Nächten zuvor noch etwas Zeit zum Aufwärmen gegeben.
Im Appenzell passierten wir das erste St. Anton der Strecke. Ein wunderschöner Höhenzug auf über 1000 m Höhe, welcher einen ersten atemberaubenden Blick über das Alpenrheintal in die Bergwelt des Bregenzer Waldes preisgab.
Bald ging es über viele Kurven wieder hinunter, immer mit dem Ziel des Tages vor Augen.
Wieder passierten wir den Hirschsprung, eine sonderbare Lücke im letzten Felswall vor der Rheinebene.
Dann ging es schon hinüber und via Feldkirch Richtung Montafon. Einen kleinen Abstecher nahmen wir noch über die Strecke via dem Bazul, eine hübsche Variante zur eintönigen Landesstrasse im Tal. Es folgt das zweite St. Anton – Beititel: im Montafon.
Doch schliesslich standen wir hinter dem Eingang der Silvretta Hochalpenstrasse und machten uns parat für den Anstieg.
Auf einem kurzen Stück sieht man den grossen Felssturz, welcher die Strasse über den Sommer lahm gelegt hat. Erst vor einen Monat konnte ein Provisorium erstellt werden, welches den Verkehr dort hindurch lenkt. Die Stelle ist mit Ampeln und automatischer Überwachung gesichert, welche die Strecke im Fall neuer Bewegung sofort schliesst. Der Hang ist immer noch in Bewegung. Riesige Brocken liegen direkt an der behelfsmässigen Strasse.
Danach taucht man wieder in die Welt wilder Kurven und rauher Natur in Form eines ersten Schnee.
Diese Jahreszeit ist ideal, um den Lieblingen auch mal den Schnee zu zeigen, mit ihnen Schnee zu erleben. Er ist frisch, weiss und pur. Die Sonne strahlt nur so darin.
In den Bergen gibt es kein Salzeinsatz – er würde viel zu schnell weg gespült und ausserdem sind wir in einem Wasser- und Naturschutzgebiet. Unten ist aber alles noch grün. Von Salzgefahr also keine Spur, so dass man unbeschwert auch mit besonderen Schätzchen dieses wunderbare Naturspektakel erleben kann.
Bei der Bielerhöhe legen wir unterhalb der oberen Staumauer einen kleinen Fotostop ein. Über den Pass gehen wir danach zuerst direkt drüber ohne anzuhalten, entgehen damit dem gröbsten Mittagsrummel und fahren vorerst nach Galtür ab. Mit dem Ticket der Hochalpenstrasse kommt man am gleichen Tag beliebig oft wieder rein.
In Galtür besuchen wir das Alpinarium. Ein Ausstellungs-Raum, gebaut in die Lawinen Schutzmauer nach dem verheerenden Jahr 1999. Die Ausstellung ist erfrischend modern und lebendig, eine echte Bereicherung und Inspiration aus und über Galtür. Man spürt den Geist der Galtürer, sei es vor Ort oder wenn es sie in die weite Welt gezogen hat, wie sie erst Waren, später im Krieg Menschen schmuggelten, doch dabei nie gross darüber redeten.
Im Kugelkoordinatenraum verlieren wir uns in die Unendlichkeit und werden nochmal unserem Thema – Kinder des Lichtes – gewahr.
Auch der Dazwischenraum gibt ein magisches Spiel mit Licht und Reflexionen. Eine Telefon lässt mit dem Vernagtferner Gletscher im Ötztal verbinden – die Telefonnummer lautet +43 5254 300 89. Das geht auch von daheim.
Von der Dachterrasse hat es einen eindrucksvollen Blick in die umgebenden Bergketten, wie sie eben auch bedrohlich sein können. Dieses Gefühl zu spüren, das gibt’s nur dort.
Doch noch einmal fahren wir zur Bielerhöhe hinauf. Kinder des LIchtes – wir besuchen den Lichttunnel an der Staumauer, Teil des Projektes KunstRaumBerg – Kunst und Kultur auf 2032 m.
So engagiert und beherzt die Kunstprojekte laufen, der gewaltigen Bergkulisse können sie nie das Wasser reichen.
Apropos Wasser: die Staumauer ist gleichzeitig Kreuzungspunkt der Grossen Europäischen Wasserscheide. Being Moses – dort wo sich das Wasser teilt.
Langsam steht die Sonne tief, ein paar Wolken verschleiern sie, es wird kalt. Zeit für uns, wieder hinab zufahren.
Wir verzichten nun auf ein drittes St. Anton, das am Arlberg, und nehmen lieber nochmals den besonders kurvigen Teil der Hochalpenstrasse, direkt zurück in das Montafon.
Auf dem Weg beschliessen wir spontan, Kindheitserinnerungen von vor 50 Jahren wieder aufleben zu lassen. Also biegen wir zum Schluss in das Brandnertal ein. Besonders Farbenprächtig sind dort die Felswände des Zimba, erst recht in den intensiven Farben des Herbstes.
Nach Visite des Talendes mit der Bergbahn auf den Lünersee
besuchen wir die Alpen Tenne in Brand für ein ausgesprochen leckeres Abendessen. Sie geben an dem Abend, wie ganz viele Wirtschaften dort, die Finiere. Bis zum Start der Skisaison Mitte Dezember ist dann zu.
Es bildet den würdigen Abschluss auch für uns und diese Tour. Wir fahren wieder heim.